Für den Großteil der Tschechen war während des 1. Weltkrieges die Sympathie bei den Feinden Österreichs und dem Deutschen Reich. Thomas Masaryk begann schon im 1. Kriegsjahr im neutralen Ausland für einen unabhängigen tschechoslowakischen Staat zu werben. Am 6. Juli 1915, zum 500. Jahrestages des Todes von Jan Hus, hielt er in Genf eine Rede, in der er den Kampf gegen das Habsburgerreich eröffnete. Dr. Edward Benesch folgte ihm 1915 in die Emigration und wurde bald sein engster Mitarbeiter. Die diplomatischen Aktivitäten der tschechoslowakischen Auslandsaktionsgruppen waren bedeutend, ihre Mittel um so zweifelhafter. Mit dem Versprechen, den Slowaken die Autonomie zu gewähren, ermunterte Masaryk diese zur Teilnahme an seinen Beratungen. 1916 gründeten Masaryk und Benesch einen Tschechoslowakischen Nationalstaat. Ein Großteil der tschechischen Bevölkerung verurteilte jedoch diese separatistischen Aktivitäten der Exilpolitiker.
Die Sudetendeutschen waren gegen die Einverleibung in den neuen tschechischen Nationalstaat. Sie vertrauten dabei auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, das der amerikanische Präsident Woodrow Wilson gegen Ende des Krieges proklamierte. Für Deutschböhmen, Sudetenland und Südmähren gründeten sie Regionalregierungen.
Am 28. Oktober 1918 wurde in Prag und Washington die Tschechoslowakische Republik proklamiert. Ab Mitte November, noch vor Beginn der Pariser Friedenskonferenzen, okkupierten Tschechen mit Waffengewalt systematisch die von Deutschen bewohnten Randgebiete Böhmens und Mährens. Benesch wollte für den neuen Staat auf diese hochindustriealisierten Gebiete nicht verzichten, da diese zwei Drittel der Wirtschaftskraft der ehemaligen österreichischen Monarchie ausmachten. Die Regionalregierungen wurden vertrieben. Mit einer ungerechten Grenzziehung ohne Rücksicht auf nationale Verhältnisse schuf Benesch vollendete Tatsachen, die auch die Alliierten billigten, waren sie doch gegen die Stärkung des Deutschtums in Österreich und Deutschland.
Mit der Parole: Wir " die Tschechen " haben unseren Staat geschaffen. Dadurch wird die staatsrechtliche Stellung der Deutschen bestimmt, die ursprünglich als Immigranten und Kolonisten ins Land kamen widersetzte sich Masaryk dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. In der Neujahrsbotschaft vom 1. Januar 1919 erklärte Masaryk kategorisch, dass über Autonomie nicht verhandelt werde.
Bei den Friedensverhandlungen 1919 in Paris operierte Benesch mit Täuschung und Lüge. Die Bedenken der Amerikaner im Blick auf die große deutsche Minderheit begegnete Benesch mit seinem berüchtigtem Memoire II. Er gab die Zahl der Deutschen mit 1,6 statt 3,2 Millionen an. Auf der von ihm präsentierten Landkarte von Böhmen waren die deutschen Gebiete kleiner eingetragen als es den Tatsachen entsprach. Laut Benesch gab es keine rein deutschen Bezirke, die historischen Grenzen Böhmens seien für den neuen Staat aus strategischen Gründen erforderlich. Er täuschte die Alliierten mit folgenden Zusicherungen: die künftige Tschechoslowakei würde ein demokratischer und freiheitlicher Staat, die Deutschen würden dieselben Rechte wie die Tschechoslowaken haben, die deutsche Sprache würde zweite Landessprache sein, Unterdrückung werde es nicht geben, für Deutsche und Slowaken würde eine Regelung ähnlich der Schweiz geschaffen. Weder die Deutschen noch die Slowaken erhielten später eine Autonomie . Was die Tschechen unter Wahrheit verstanden, steht im neuen Staatswappen Die Wahrheit siegt!.
Die Sudetendeutschen wollten am 4. März 1919 unter der Führung der deutschen Sozialdemokratischen Partei mit friedlichen Demonstrationen gegen die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts demonstrieren. Tschechisches Militär schoss wahllos in die unbewaffnete Menge. In Kaaden, Sternberg, Karlsbad, Eger, Kaplitz und Mies waren zusammen 54 Todesopfer und über 100 Verwundete zu beklagen. Benesch unterstellte Österreich, die Demonstrationen angestiftet zu haben und forderte scharfe Maßnamen gegen Österreich. In den Friedensverträgen von Versailles vom 28.6.1919 und St. Germain vom 10.9.1919 fielen die deutschen Gebiete Böhmens und Mährens an die CSR. Die Sudetendeutschen wurden tschechoslowakische Staatsbürger. Obgleich der Anteil der staatstragenden Tschechen weniger als die Hälfte betrug, war der neue Staat ein Nationalstaat, an dem weder die Deutschen noch die Slowaken an der Verfassung mitwirken durften.