Dieses Spiel ist kein Theater, das mit Aufmachung und Knalleffekten dargebracht wird. Es ist eher eine richtige Andachtsstunde und trotz seiner eingestreuten Späße ein echter Volksgottesdienst, bei dem nicht nur die Spieler, sondern auch die Zuschauer durch Mitsingen einzelner Lieder mitwirken sollen. Freilich wird so etwas vorerst nicht überall möglich sein, aber im Laufe der Jahre müßten die Lieder bekannt werden, überhaupt dann, wenn Noten und Texte verteilt und vorbereitend eingelernt würden.
Die trennende Kluft der Bühne und des Vorhangs sollte dadurch aufgehoben werden, daß die Spieler inmitten des Raumes, umgeben von den Zuschauern, im Kreis geordnet spielen. Die tiefe Wirkung des Spiels liegt eben in dieser räumlichen Nähe der handelnden Personen, in der Zeitnähe ihrer Kleidung und Sprache und,was zu beachten ist, in der äußersten Sparsamkeit der Worte, Gebärden, Handlungen und Ausstattungen. Die bewußte Schlichtheit gilt namentlich auch für die sehr alten, noch dorischen und lydischen Kirchentönen nahestehenden Melodien, die nur einstimmig gesungen werden sollen. Die jüngeren Weisen der Barockzeit hingegen stehen in einfachen Liedsätzen und werden vom Chor (allen Spielern) oder vom Volk gesungen.
Das vollständige Christgeburtsspiel umfaßt die Teile Verkündigung, Herbergssuche, das Hirtenspiel, Dreikönigsspiel und das Herodesspiel. 18 Spieler sind hierzu erforderlich. Eine Erhöhung der Personenzahl ist selbstverständlich des chorischen Singens wegen möglich.