Erinnerung an 4. März 1919
Werner Marko, der Obmann der Heimatgruppe Aalen erinnerte am 2. März 2019 mit einer größeren Abordnung der Vorstandschaft am Gedenkkreuz der Heimatvertriebenen im Aalener Waldfriedhof an die Toten und Verwundeten des 4. 3. 1919. In seiner Ansprache ging er auf die Geschehnisse von damals vor 100 Jahren ein an dem Tag, der als Tag des Selbstbestimmungsrechts die sudetendeutsche Identität bis heute prägt, an dem Tag an dem 54 Menschen bei friedlichen Demonstrationen ums Leben kamen als tschechische Bewaffnete in die Menge schossen. Anschließend wurde eine Blumenschale vor dem Gedenkkreuz niedergelegt.
Armin Fechter, Redakteur unserer Heimatzeitschrift "Hoam!", hat zu diesem Jahrestag in der Februar/März 2019-Ausgabe folgenden Artikel veröffentlicht, den wir mit freundlicher Genehmigung hier wiedergeben möchten:
Liebe Hoam!-Leser, der Erste Weltkrieg war verloren, die Friedensverhandlungen waren angelaufen. Revolutionäre Unruhen suchten Deutschland heim. Die alten Monarchien hatten ausgedient. Sowohl in Berlin als auch in Wien mussten die Kaiser abtreten und den neuen Republiken Platz machen. In politisch wie auch militärisch instabiler Lage, von der Not der Bevölkerung ganz zu schweigen, hegten die demokratischen Kräfte die Hoffnung, dass die vom amerikanischen Präsidenten Wilson verkündeten Vierzehn Punkte auch für das deutsche Volk gelten mögen, wenn es um die Neuordnung Europas nach dem Prinzip des Selbstbestimmungsrechts gehen sollte. Wir wissen heute alle, dass es anders gekommen ist: dass Gebietsabtretungen ohne Rücksicht auf ethnische Zugehörigkeiten diktiert wurden; dass Volksabstimmungen, so sie denn überhaupt stattfanden, teilweise auch manipuliert wurden; dass mit falschen Zahlen und Darstellungen Fakten verschleiert wurden; dass im Grunde das gesamte Streben nach nationaler Einheit der Deutschen unterdrückt wurde und letztlich doch anstelle des Selbstbestimmungsrechts das Machtdenken der Sieger die Oberhand behielt. In diesen Kontext gehört der 4. März 1919, der sich nun zum 100. Male jährt und der als Tag des Selbstbestimmungsrechts die sudetendeutsche Identität bis heute prägt. 54 Menschen kamen bei friedlichen Demonstrationen ums Leben, als tschechische "Ordnungskräfte" an diesem Tag in die Menge feuerten. Konkreter Anlass für die Demonstrationen war die an diesem Tag stattfindende Eröffnungssitzung der konstituierenden Nationalversammlung Deutschösterreichs, in der die Deutschen die umstrittenen Gebiete Böhmens, Mährens und Oberöstereichisch-Schlesiens im Unterschied zur vorangegangenen Provisorischen Deutsch-Österreichischen Nationalversammlung, die aus 1911 gewählten Reichsratsabgeordneten bestand, auf Grund der tschechischen Wahlverhinderung nicht mehr vertreten waren. Hinzu kam die Notenabstempelung, also die weitgehende Abwertung des Bargeldes, am selben Tag. Die Initiative zu den Demonstrationen ging von der sudetendeutschen Sozialdemokratie unter Josef Seliger aus, der damals führenden Partei der Deutschböhmen und Deutschmährer. Dem Aufruf schlossen sich alle anderen deutschen Parteien sowie die Gewerkschaften an. Unter den Toten waren 20 Frauen und Mädchen, ein 80-Jähriger und Buben im Alter von 14, 13 und elf Jahren. Schon zuvor hatten tschechische Militäreinheiten vollendete Tatsachen geschaffen, indem sie in die deutschsprachigen Randgebiete Böhmens und Mährens vordrangen - eine Vorgehensweise, mit der auf deutschösterreichischer Seite keiner gerechnet hatte. Teilweise kam es dabei zu Kämpfen, vor allem am 27. November 1918 in Brüx, aber auch am 3. Dezember in Kaplitz im Böhmerwald, das von der Artillerie beschossen wurde. Die Opfer des 4. März 1919 erhielten keine Entschädigung, die Täter wurden nicht ermittelt und bestraft. Wir gedenken der Toten dieses Tages. Armin Fechter
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